Gibt es Interessenskonflikte zwischen der Berufsimkerei und dem Naturschutz?

Die Imkerei und hier speziell die Berufs- und Erwerbsimkerei, arbeitet mit einem weitestgehend freilebenden Nutztier, der Honigbiene Apis Mellifera.

Im Gegensatz zum amerikanischen Kontinent war die Honigbiene auf dem europäischen und dem afrikanischen Kontinent natürlich vorhanden. Der Mensch hat diese Bienenart durch Selektion an seine Bedürfnisse als Nutztier angepasst.

Berufs- und Erwerbsimker wandern zumeist mit ihren Bienenvölkern den Massentrachten hinterher. Nur so lässt sich ein auskömmlicher Ertrag erwirtschaften.

Im Kanon mit vielen anderen Bienenarten leistet die Honigbienen vor allem in landwirtschaftlichen Kulturen, aber auch in Naturräumen, einen wichtigen Anteil an der Bestäubungsleistung von blühenden Pflanzen.

Bei der Auswahl der Wanderstandorte in der Zeit von April bis August sowie der Dauerstandorte für ihre Bienenvölker in der übrigen Zeit des Jahres und während der Überwinterung, sind Imkerinnen und Imker auf ein auskömmliches Angebot an Nahrung für ihre Bienen angewiesen. Ein Auswahlkriterium für geeignete Standorte ist die Dichte an Honigbienenvölkern, wobei Massentrachten auch großen Völkerzahlen ein ausreichendes Angebot sowohl für den Eigenverbrauch als auch für die Ernte bieten. Ist die Blütezeit der jeweiligen Trachtpflanze beendet, wird ein wirtschaftlich denkender Imker seine Völker von diesem Standort entfernen.

Es mehren sich Konfliktsituationen zwischen dem Naturschutz und der Imkerei.

Dabei geht es hauptsächlich um eine vermutete Konkurrenzsituation um Nahrung. In dieser Konkurrenzsituation wird eine Gefährdung für die Population der Wildbienen gesehen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Bieneninstitute sieht dagegen im angestammten Verbreitungsgebiet der Honigbiene keine Konkurrenz mit Wildbienen um Nahrung. Vielmehr werden fehlende Nistgelegenheiten und Nahrungshabitate vor allem für hoch spezialisierte Wildbienenarten als die wesentliche Gefährdung für diese Arten angesehen.

Die als Nahrunspflanzen für gefährdete Wildbienenarten aufgezählten Arten wie zum Beispiel Glockenblumen, Rainfarn, Skabiosen und verschiedene Doldenblütler werden von Honigbienen nicht oder eher selten angeflogen. 

Gute Beispiele für eine seit langem funktionierende Koexistenz finden sich in den Edelkastanienwäldern der Pfalz, sowie auch in der Heide. Und weder die Heidekrautsandbiene noch die Heidekrautseidenbiene sind trotz der zahlreichen Honigbienenvölker in den deutschen Heideflächen ausgestorben.

Viele Untersuchungen über die Konkurrenz zwischen Wildbienen und Honigbienen stammen vom amerikanischen Kontinent, auf dem die Honigbiene allerdings als eine invasive Art verstanden werden muss.

Auch die Behauptung, dass bestimmte Viren in nur eine Richtung von Honigbienen auf Wildbienen über einen gemeinsamen Blütenbesuch übertragen werden, entbehrt jeder wissenschaftlichen Begründung. Viren haben ein weites Wirtsspektrum und werden auch in anderen Insekten gefunden.

Von einer Gefährdung der Wildbienen durch Honigbienen wird zudem erst in neuerer Zeit gesprochen, und das obwohl auch die Zahl der Honigbienen seit dem zweiten Weltkrieg drastisch zurückgegangen ist.

Das unterstreicht doch eher die Vermutung, dass ein Mangel an Blüten und Nisthabitaten in der heutzutage extrem ausgeräumten Agrarlandschaft und in lebensfeindlichen urbanen Gebieten die vorrangigen Ursachen für die Gefährdung der Wildbienen sind.

Der Deutsche Berufs und Erwerbs Imker Bund ruft seit 2021 seine Mitglieder zur Rücksichtnahme und Optimierung der Terminierung der Wanderungen auf. Mit dem Bieneninstitut Mayen ist beispielsweise für die kommende Saison geplant, über Stockwaagen den Beginn und das Ende der Edelkastanientracht genauer zu bestimmen und entsprechend zu publizieren. 

Eine Polarisierung zwischen Erwerbsimkern und dem Naturschutz ist nicht zielführend. Durch Kommunikation und gegenseitige Rücksichtnahme können Probleme weitaus besser entschärft oder beseitigt werden. Letztendlich haben Imkerinnen, Imker und der Naturschutz sehr ähnliche Interessen, wenn es um mehr Biodiversität in den Agrarlandschaften, in Siedlungsgebieten und im Forst geht.

Dr. Jan-Dirk Bunsen, DBIB Landesgeschäftsführer Rheinland-Pfalz
OT Horterhof 24
67699 Heiligenmoschel
Jan-Dirk.Bunsen(at)Berufsimker.de


 

One thought on “Gibt es Interessenskonflikte zwischen der Berufsimkerei und dem Naturschutz?

  1. Sehr geehrter Herr Bunsen,
    jetzt ist das Thema auch im DBIB angekommen!
    Haben sie vom BUND eine nachvollziehbare Studie über das Thema Honigbienen gegen Wildbienen erhalten? Ich habe bis jetzt keine verlässliche Studie gefunden.
    Das Thema Honigbienen gegen Wildbienen ist mit der Krefelder Studie über das Artensterben aufgetreten auch das Thema Windkraft gegen Artensterben ist zu der Zeit aufgetreten.
    Im Fernsehen in einer Diskussionsrunde über die Klimaveränderung mit unter anderen Herrn Sven Plöker und Herrn Vahrenholt, hat Herr Vahrenholt behauptet, dass die Windkraft am Artensterben schuld ist und das er den von Menschenhand verursachten Klimawandel leugnet.
    Wenn sie in Wikipedia nachsehen lesen sie, das Herr Vahrenholt lange Zeit als alleiniger Vorstand in der Wildtierstiftung tätig war und in diese Zeit fallen diese nicht haltbaren Aussagen. Herr Vahrenholt war auch lange Zeit im Vorstand und im Aufsichtsrat der RWE Innogy.
    Noch mal fragen sie nach nachvollziehbaren Studien. Es sind viele Vermutungen von Klimaleugner zum Thema Artensterben im Umlauf und wir sollten über nachvollziehbare Studie reden.
    Mit freundlichem Gruß
    Harry Block

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