Vizepräsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes befragt den Vorstand auf Bayer Hauptversammlung

Am 26. April 2019, fand im World Conference Center in Bonn vor dem Hintergrund der massiven Probleme nach dem Kauf von Monsanto die Bayer Hauptversammlung statt.

Seit vielen Jahren begleiten wir zusammen mit vielen anderen kritischen Aktionären die Aktionärsversammlung mit Protesten vor dem Konferenzzentrum und Fragen an den Vorstand in der Veranstaltung selbst.

Auch in diesem Jahr war es meine Aufgabe, die kritischen Fragen der Berufsimker vorzustragen.

Hier nun in voller Länge meine Rede vor der Hauptversammlung:

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Annette Seehaus-Arnold. Ich spreche als Aktionärin, Imkerin und Vizepräsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes.

Sehr geehrter Herr Baumann, ich habe einige Fragen und Anmerkungen:

angesichts Ihrer Managementleistungen gehe ich davon aus, dass Sie sich in naher Zukunft beruflich neu orientieren werden. Sicher sehen auch Sie darin eine Chance, zur persönlichen Weiterentwicklung und Horizonterweiterung.
Gerade im Bereich des Arbeitens mit der Natur sehe ich hier noch großes Potential nach oben. Eine Ausbildung im Bereich der Berufsimkerei wäre eine perfekte Möglichkeit für Sie, wichtige neue Erfahrungen zu sammeln.
Sie erwartet ein Sektor, bei dem die Frauenquote stimmt und sogar die Führungspositionen weiblich besetzt sind. Sie lernen ein demokratisches Managementsystem kennen, dass seit etwa 100 Millionen Jahren gute Entscheidungen trifft.
Der Vorstand des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes hat sich daher überlegt, wie wir Sie bei der nächsten Phase Ihrer Karriere unterstützen können. Wir sind Ihnen gerne bei der Suche nach einem Ihren Fähigkeiten und Vorkenntnissen entsprechenden Ausbildungsplatz behilflich.
Daher unsere Frage: Wann möchten Sie mit Ihrer Imkerausbildung beginnen und käme für einen geeigneten Ausbildungsplatz auch ein Umzug für Sie in Frage?

Auf meine Fragen im Bereich der Digitalen Landwirtschaft haben Sie im vergangenen Jahr geantwortet: „Bayer strebt im Bereich der digitalen La ndwirtschaft eine Führungsrolle an und möchte Standards für die gesamte Industrie setzen. Digitale Lösungen in der Landwirtschaft bieten eine erhebliche Wachstumschance für unser Unternehmen und gleichzeitig ein hohes Wertschaffungspotential für die Landwirte.“
Dazu hätte ich noch einige Fragen:
Welche Fortschritte haben Sie seit dem Verkauf Ihrer Digitalabteilung an BASF und der Übernahme der Digitalabteilung von Monsanto in diesem Bereich gemacht?
Welche der von Monsanto übernommenen Technologien sind in der Lage, die Aufwandmengen pro Hektar von Pflanzenschutzmitteln
substantiell zu reduzieren?

Welche dieser Technologien bieten Sie bereits als Lösungen für Landwirte an oder werden Sie in Naher Zukunft anbieten?
Wie ist das Verhältnis zwischen Umsätzen, die Sie über das abgesetzte Volumen von Pflanzenschutzmitteln generieren zu solchen, die Sie mit digitalen Lösungen erzielen?
In Ihrer Ansprache zur digitalen Landwirtschaft teilten Sie mit, dass Sie in der Lage sind, den Ernteertrag vorherzusagen. Sie verkaufen Landwirten ein Ertragsversprechen.
Wie erfassen Sie die Daten und wen gehören die Daten? Sind die Daten Eigentum der Landwirte oder von Bayer?
Begeben sich die Landwirte nicht in eine 100%ige Abhängigkeit von Bayer? Saatgut, Pestizide, digitale Technik? Alles aus einer Hand?
Dazu noch die Erntevorhersagen? Wird Ihnen in Zukunft auch noch die Ernte gehören? Oder gehört sie Ihnen etwa schon? Sind die Landwirte „nur““ noch Leibeigene von Bayer?

Außerdem fragte ich nach Lösungen von Bayer jenseits vom chem. Pflanzenschutz. Dazu antworteten Sie: „Wir sind nach wie vor von der Umweltsicherheit unserer Produkte überzeugt. Neben chemischen Lösungen bieten wir Landwirten weltweit auch ein breites Portfolio an biologischen Pflanzenschutzmitteln auf Basis von Mikroorganismen und auch neue Technologien an um die Landwirtschaft noch nachhaltiger zu gestalten.“
Auch hierzu muss ich nochmal nachhaken:
Wie ist die Umsatzentwicklung in Ihrem Portfolio an biologischen Pflanzenschutzmitteln auf Basis von Mikroorganismen im Vergleich zu den chemischen Lösungen? Oder ist der Umsatz zu vernachlässigen?

Wie Sie sicher wissen, gab es in Bayern ein Volksbegehren. Es wurde trotz massivem Widerstand der Agrarindustrie das erfolgreichste Volksbegehren in der Geschichte Bayerns. Der Gesetzentwurf wurde von der Staatsregierung unverändert akzeptiert. Damit steht nun fest, dass bis 2025 mindestens 20 und bis 2030 mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Bayern gemäß den Grundsätzen des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden sollen. Zahlreiche weitere Vorgaben schränken den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln ein.
Inspiriert von dem phänomenalen Erfolg des bayerischen Volksbegehrens laufen nun in anderen Bundesländern ebenfalls ähnliche Initiativen. Auch in anderen EU Mitgliedsstaaten verfolgt man mit großem Interesse, was Bürger im Agrarbereich bewegen können, wenn sie die Möglichkeit der direkten Demokratie haben und nutzen.
Sehr geehrter Herr Baumann, haben Sie sich mit den Folgen und Auswirkungen schon beschäftigt?
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Zukunft Ihres Geschäftsmodells mit chemischen Lösungen?

Der von Ihnen mitgeförderte Strukturwandel in der Landwirtschaft hat dazu geführt, dass Landwirte mittlerweile eine so kleine Gruppe in der Gesellschaft sind, dass eine Interessenvertretung nach dem alten Muster vollständig versagt. Wenn Ihr Geschäftsmodell zwar noch Akzeptanz bei Ihren wenigen verbliebenen Kunden hat, aber von großen Teilen der Gesellschaft zunehmend kritisch gesehen wird, könnte dies zu einem signifikanten Rückgang der Flächen führen, auf denen Ihre Produkte noch eingesetzt werden dürfen. Welche Auswirkungen sehen Sie für Ihre Aktionäre? Sind Sie darauf vorbereitet?

Wie das Volksbegehren in Bayern gezeigt hat, ist die Honigbiene ein bedeutender Teil der Insektenwelt. Das wird sicher von Bayer auch nicht in Frage gestellt. Die Firma Bayer wird nur eine Zukunft haben, wenn Sie, sehr geehrter Herr Baumann, endlich die Weichen für eine bienenfreundliche Landwirtschaft stellen. Nur so wird Bayer zukunftsfähig werden.

Oder wollen Sie, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, weiterhin an fragwürdigen Neonics und neuen Pestiziden festhalten und endgültig den Anschluss verpassen? Wie lange können Sie sich noch das „Bienen-Killer“ Image noch leisten? Wollen Sie wirklich allen Ernstes so enden wie die Aktionäre von Kodak?

Deshalb an alle Aktionäre: Zeigen Sie Flagge und stimmen Sie gegen eine Entlastung des Vorstandes, wenn er darauf keine befriedigenden Antworten hat.

Vielen Dank.

Annette Seehaus-Arnold
Vizepräsidentin DBIB

Ich habe die Antworten von Herrn Baumann so sinngemäß wie möglich mitstenografiert. Hier der Wortlaut, soweit ich ihn verstanden habe:

„Sie fragten nach den Fortschritten zur digitalen Landwirtschaft. Im Jahr 2018 haben Landwirte digitale Lösungen von Bayer auf einer Fläche von etwa. 24 Millionen ha eingesetzt. In diesem Jahr haben wir uns mehr als 36 Millionen Hektar als Einsatzfläche zum Ziel gesetzt. Ein wichtiger Vorteil dieser Technologie für die Landwirte liegt in den personalisierten Feldeinblicken um die vielen wichtigen Entscheidungen zu unterstützen wird sich an der Zahl , ich habe es bereits erwähnt die die Landwirte in jeder Saison treffen, um die Pflanzenproduktivität und auch letztendlich auch ein nachhaltiges Wirtschaften zu ermöglichen.

Sie hatten eine Frage zu den Umsätzen im Bereich der digitalen Landwirtschaft gestellt. Bayer veröffentlicht hier keine Umsätze in den Bereich der digitalen Landwirtschaft. Die Umsätze in den Indikationen Hebiziden, Insektiziden und Funghizide, wo diese Umsatzbeiträge bereits enthalten sind finden Sie in unserem Geschäftsbericht für das Jahr 2018.

Sie fragten auch nach Technologien die helfen Pflanzenschutzmitteln effizienter einzusetzen: Durch den Kauf von Monsanto im Jahr 2018 haben wir auch die Cliemate Corporation übernommen, den Weltmarktführer für digitale Lösungen für die Agrarindustrie. Unsere digitale Plattform ist bereits in den USA, Canada und auch in Brasilien verfügbar, ebenso wie in einigen europäischen Ländern, unter anderen auch hier bei uns in Deutschland. Die Plattform ermöglicht es Landwirten, Felddaten einfach zu erfassen und zu visualisieren, Ernteerträge zu analysieren und zu bewerten, sowie im Blick auf Bodenfruchtbarkeit und Aussaat somit variabler und damit letztendlich besser zu planen.

Sie fragten nach unseren Umsätzen zu biologischen Pflanzenschutzmitteln. Wir weisen die Umsatzzahlen einzelner Pflanzenschutzmitteln nicht gesondert aus. Biologika sind aber ein wichtiger Bestandteil des Pflanzenschutzgeschäfts von Bayer und eine Ergänzung unseres Angebotes an konventionellen Pflanzenschutzmitteln. Bayer ist einer der größte Anbieter und auch ein Innovationsführer in diesen Teilen. Wir tragen mit unseren Biologikageschäft zu einer größeren Vielfalt an Pflanzenschutzprodukten auf dem Markt bei. Wir bieten biologische Pflanzenschutzmittel sowohl für die konventionelle als auch biologische Anbaumethode.

Sie hatten zudem Fragen zu Aspekten der Datenerfassung und Datenschutzes vor allem Dingen in der Landwirtschaft. Wir schätzen die Privatsphäre und auch die Sicherheit der Informationen die unserer Kunden die uns durch den Kauf , der Registrierung oder die Nutzung unserer Produkt und Dienstleistung mitteilen sehr hoch. Die Daten die unsere Kunden mitteilen sind die Daten unserer Kunden. Unsere Datenschutzerklärung bekräftigt dies und versichert unseren Kunden, dass ihre Daten ohne ihre Zustimmung nicht verwendet oder auch an Dritte weitergegeben werden. Diese Richtlinie wurde schon 2014, also vor der Einführung von Clienert view verabschiedet und kürzlich, das heißt Mitte Mai 2018 aktualisiert. Unsere Richtlinien und Praktiken stehen im vollen Einklang mit allen geltenden Datenschutzgesetzen und auch mit führenden Forschungsstandards.

Sie fragten nach den Auswirkungen und Sinn und der Akzeptanz unseres Geschäftsmodells auf unsere Aktionäre. Zur Ernährung einer steigenden Weltbevölkerung werden wir auch in Zukunft nicht nur steigende Erträge pro Fläche, sondern eine nachhaltige Nutzung dieser Flächen brauchen. Unserer Produkte leisten hier einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Flächen und Erzielung vor Erträgen. Wir sehen unser Geschäftsmodell auch zukünftig vor diesem Hintergrund als solide, intakt und nicht gefährdet. Darüber hinaus rechnen wir mit einer steigenden Akzeptanz durch unsere, ich erwähnte es in meiner Rede, Beiträge zur Verbesserung in der Nachhaltigkeit durch Forschung und Entwicklung und in der Etablierung der digitalen Landwirtschaft.

Sie fragten nach unserer Meinung zum Volksbegehren in Bayern. Der Erhalt und auch die Förderung von Biodiversität sind ein ganz wichtiges gesellschaftliches Anliegen. Dies und sie erwähnten sie ja auch, hat das Volksbegehren in Bayern erneut verdeutlicht. Bei Bayer ist es unseres Ziel, durch unsere Forschung unsere Produkte und unser wirtschaftliches Handeln einen Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität zu leisten. Dabei wollen wir auch dazu beitragen, dass natürliche Ressourcen verantwortungsvoll genutzt werden. Dies schließt die Unterstützung der Biodiversität selbstverständlich ein. Wir sehen und setzen uns für eine nachhaltige Landwirtschaft ein. Wir wollen den wachsenden Ansprüchen der Menschen an ausreichenden, qualitativ hochwertigen Nahrung gerecht werden, und dies mit dem Schutz der Ökosysteme und auch der Artenvielfalt verbinden. Lassen Sie mich dazu zwei Beispiele nennen: Wir führen auf unseren Modellhöfen, die unter den Begriff „Bayer Forward Farming“ bekannt sind, Forschungsprojekte durch, mit dem Ziel die Einbeziehung von artenschutzfördernde Methoden und integriertem Pflanzenschutz in die moderne Landwirtschaft zu fördern. Dazu gehört zum Beispiel das Anlegen von geeigneten Habitatstrukturen, wie Blühstreifen und Hecken. Einiges davon ist ja auch in diesem Volksbegehren gefordert worden. Gemeinsam mit unseren Kunden etablieren wir nachhaltige Anbauverfahren und bieten intelligente landwirtschaftliche Managementmethoden um mit Hilfe von digitalen Anwendungen einen nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu gewährleisten.

Sie stellten auch eine Frage zu Thema Neonics. Uns ist daran gelegen hier die Fakten auf den Tisch zu bringen und gemeinsam drauf die besten Lösungen zu bringen. Ich betone a) gemeinsam und b) die besten Lösungen. Bestäuber haben natürlich einen essentielle Bedeutung für die Sicherung unserer Ernährung und auch für die Landwirtschaft. Und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass Neonicotinoide bei sachgerechter Anwendung sicher sind. Gleiches gilt für neue Pflanzenschutzmittel, aus unserer Forschung und Entwicklung die ja auch entsprechend geprüft wird. Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der Honigbienenvölker weltweit seit dem Jahr 1961 nicht gesunken ist. Die Zahl der Honigbienenvölker sind seit dem Jahr 1961 um 62 % gestiegen, und auch in Europa hat die Zahl der Bienenvölker zugenommen. Das zeigt vor allem Dingen eins, das Thema ist tatsächlich sehr komplex.“

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