„Wir bleiben im Gespräch“
Endlich kam der seit Dezember anberaumte Termin mit Landwirtschaftsminister Özdemir am 23. Februar in Berlin zustande. Auf das Gespräch hat der DBIB große Hoffnungen gesetzt. Denn: Die Situation auf dem Honigmarkt ist angespannt. Der DBIB zeigt Lösungen auf.
Endlich kam der seit Dezember anberaumte Termin mit Landwirtschaftsminister Özdemir am 23. Februar in Berlin zustande. Auf das Gespräch hat der DBIB große Hoffnungen gesetzt: „Wir haben im letzten Jahr viel getan, um ein Treffen und eine Aussprache mit dem Ministerium zu bekommen und die drängenden Anliegen der Erwerbsimker aufzuzeigen“, das betont die Vorsitzende des Berufsverbands Annette-Seehaus Arnold. Leider blieb nicht so viel Zeit wie geplant, um die Themen vollumfänglich darzustellen. Der Zeitplan des Bundesministers war auch an diesem Tag straff. Dennoch konnten die Vorsitzenden des DBIB in dem kurzen Termin das für die Erwerbsimker zurzeit brennendste Thema auf den Punkt bringen: Die aktuelle Lage auf dem internationalen und deutschen Honigmarkt, der die Existenz der Berufsimker und in der Folge auch die der Freizeitimker in Gefahr bringt.
„Der Minister hat uns zugehört“
„Ganz anders als bei Gesprächen mit seinen Amtsvorgängern hatte der Landwirtschaftsminister ein offenes Ohr für unsere Problematik. Er stellte auch entsprechende Fragen und war an der Sache interessiert. Für mich ist das ein Fortschritt im Vergleich zur bisherigen Politik gegenüber uns Berufsimkern.“ fasst Bernhard Heuvel, Vizepräsident des DBIB seinen Eindruck von dem etwa 20-minütigen Treffen zusammen.
„Für uns ist die Lage durchaus kritisch“, betont Annette Seehaus-Arnold und spielt damit auf den Faktor Zeit an: „Die ersten Imkereibetriebe geben bereits auf. Und ich hoffe sehr, dass das bei unserem Besuch deutlich wurde.“ Nach Einschätzung des deutschen und auch des europäischen Berufsverbands wird sich ihre Zahl in den nächsten Jahren halbieren, wenn sich die Situation nicht ändert.
Honiglager voll, Verkauf im Keller
Denn die Marktlage für Honig hat sich europaweit vor allem in den letzten Jahren zugespitzt: Die Honiglager sind in vielen europäischen Ländern immer noch voll, die Imker auf ihren Ernten großenteils sitzen geblieben. Der Honiggroßhandel kauft keinen Honig mehr ab, weil Billighonige vor allem aus China und Argentinien in den Markt drücken. Auch die Vermarktung vor Ort ist um etwa 40 % eingebrochen. Offenbar sind die Kunden nicht mehr bereit oder in der Lage, den heimischen höheren Honigpreis zu zahlen. Manche Imker können sich das Futter für die Bienen nicht mehr leisten, denn seit 2022 hat sich der Zuckerpreis verdoppelt. Mancherorts wird der Honig sogar in den Völkern gelassen und gar nicht mehr abgeerntet, um sich das Einfüttern für den Winter zu sparen. Immer mehr gewerbliche Imker arbeiten in anderen Jobs, um die Imkerei zu erhalten, und einige geben auf.
Deutschen Imker zurzeit nicht wettbewerbsfähig
„Wir haben einen Stückkostenpreis in Deutschland von über 12 € pro Kilo Honig, d.h. das sind unsere Herstellungskosten vor Steuern und ohne Gewinnmarge. Der Marktpreis im Großhandel liegt aber nur bei 5,50 €. Selbst ohne Gewinnaufschlag würden wir bei diesem Preis einen Verlust von über 7 € je Kilo Honig machen.“ Die Zahlen, die Bernhard Heuvel für seine Präsentation im Ministerium zusammengetragen hat, sprechen für sich. „Um davon leben zu können, müssten wir pro 500 g Glas mindestens 14 € verlangen, während man im Supermarkt teilweise nur 2 € zahlt.“
Aber der DBIB hat auch Lösungsansätze mitgebracht und Cem Özdemir eine Liste aus Sicht der Imker notwendiger Sofortmaßnahmen vorgelegt:
Sofortmaßnahmen zur Markstabilisierung
- Preisstabilisierung: Um die Dumpingpreisea. chinesischer Importhonige zu bremsen, braucht es einen Importstopp oder Strafzölle durch die Politik. In den USA wird das bereits erfolgreich umgesetzt.
- Verbraucherschutz: In Deutschland muss die genaue Angabe der Herkunftsländer mit allen prozentualen Anteilen auf dem Etikett von Mischhonigen angegeben werden. Damit sich der Verbraucher bewusst für das regionale Produkt entscheiden kann. Die kürzlich verabschiedete EU-Richtlinie lässt hier immernoch zu viel Spielraum für Täuschungen.
- Fälschungssicherheit: Die Nachweisbarkeit von gestrecktem Honig muss verbessert werden. Die Fälscher werden immer besser und die Erkennung von Panscherei immer schwieriger. Mit staatlicher Hilfe müssen jetzt schnell hochmoderne und europaweit vernetzte Referenzlabore und ein fälschungssicheres Rückverfolgungssystem etabliert werden.
Bestäubungsleistung gratis
„Es ist sehr gut, dass wir diese Punkte klar machen konnten.“ sagt auch Vorstandsmitglied Richard Kowitz: „Wir haben in die kurze Zeit viel reingepackt. Minister Özdemir war interessiert und die Atmosphäre freundlich. Aber das Thema ist eigentlich zu komplex für 20 Minuten.“ Andere aus Imkersicht wichtige Punkte kamen gar mehr zur Sprache: Etwa der, dass Imker gleich zweifach zur Landwirtschaft gehören: mit ihren Bienen zur Tierhaltung und mit ihrer Bestäubungsleistung zum Pflanzenbau. Die Bestäubungsleistung wird zwar vom BMEL selbst mit einem volkswirtschaftlichen Wert von 2 Milliarden Euro pro Jahr angegeben, „Aber davon haben wir nichts!“ so die DBIB-Präsidentin Seehaus-Arnold. „Wir bekommen dafür keinerlei Vergütung. Unsere Leistung für den Pflanzenbau wird gratis mitgenommen, was in der jetzigen Zeit einfach nicht mehr geht.“ Und: Fallen die Erwerbsimker weg, fällt auch die Hälfte der Bestäubung weg. „Es muss allen klar sein, dass wir damit massive Ernte- und Qualitätseinbußen bei Obst, Gemüse, Raps und Weinanbau werden verkraften müssen“, warnt sie.
Das Fazit vom DBIB: „Wir werden weiter im Gespräch mit dem Ministerium bleiben. Dieses Treffen war der erste Schritt. Wir haben nun den direkten Kontakt zu den Fachstellen bekommen und wir werden sie nutzen, um unsere Anliegen und Lösungen umzusetzen. Dazu brauchen wir auch die Rückendeckung des Ministeriums. Bleibt abzuwarten, ob wir auf diesem Weg nun etwas erreichen.“
Mehr zur Situation der Berufs- und Erwerbsimker im
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DBIB/Janine Fritsch
07.03.2024/Der Artikel darf kostenfrei verwendet werden. Text und Bilder unterliegen dem Urheberschutz. Bitte geben Sie bei Verwendung folgende Quelle an: „Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund/Janine Fritsch“ Herausgeber: Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund e.V. (DBIB), presse(at)berufsimker.de
(6300 Z.)