Honig- und Wildbienen sind kein Widerspruch

Gute Argumente für Imker

Gelbbindige Furchenbiene auf Taubenskabiose. Foto: Janine Fritsch
Eine Furchenbiene (Halictus scabiosae) auf der Taubenskabiose. Foto: Janine Fritsch

Imker sind immer wieder davon betroffen, dass sie ihre Honigbienenvölker „zum Schutz der Wildbienen“ nicht aufstellen dürfen. Der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund hat jetzt eine Handreichung verfasst, mit der Imker nach aktueller Studienlage zu vielen Vorurteilen aufklären können.

Heute weniger Honigbienen als früher

Allein, dass wir heute deutlich weniger Honigbienenvölker haben, gleichzeitig aber mehr Versiegelung und mehr Einsatz von Pflanzenschutzmitteln – für die gerade Wildbienen besonders empfindlich sind – spricht eine andere Sprache: Um das Jahr 1900 herum gab es auf der Fläche des heutigen Deutschlands etwa 2,6 Millionen Bienenvölker, heute sind es nur noch etwa 950.000. Obwohl es damals also fast dreimal mehr Honigbienenvölker gab, waren Wildbienen noch nicht bedroht.

Gut dokumentiert sind dagegen die Ursachen für den allgemeinen Rückgang von Insekten und der Artenvielfalt. Dass intensivierte Landwirtschaft, Pestizideinsatz und Flächenversiegelung hierzu zählen, wird auch nicht angezweifelt. Rückgang und Gefährdung von Wildbienen sind deshalb zuallererst vor diesem Hintergrund zu betrachten.

Die Honigbiene darf nicht zum Sündenbock werden

Die AG Wildbienen des Deutschen Erwerbs- und Berufsimkerbund (DBIB) warnt davor, Honigbienen zum Sündenbock für anderweitig verursachte Probleme zu machen! „Wir brauchen Honigbienen und alle anderen blütenbesuchenden Insekten gleichermaßen. Unser aller Ziel muss es sein, Lebensbedingungen für alle Arten zu verbessern.“, heißt es im Text der AG. Denn die Honigbiene zu reglementieren, wird die Wildbienen nicht retten! Die Honigbiene ist überall in Deutschland heimisch und es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, nach denen Honigbienen generell aus Schutzgebieten herausgehalten werden müssten. Honigbienen und Naturschutz sind deshalb kein Widerspruch. Diese und viele andere Argumente, Ratschläge und Hinweise auf wissenschaftliche Studienergebnisse enthält die Handreichung, die beim DBIB als pdf kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Die Berufs- und Erwerbsimker in Deutschland erbringen mit ihren ca. 450.000 Bienenvölkern etwa die Hälfte der Flächenbestäubungsleistung. Diese ist nicht nur für die Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturen und die Erzeugung von Nahrungsmitteln, sondern auch für den Erhalt der Biodiversität unverzichtbar.

  • Hilfe für Imker: Wer als Imker von Platzverweisen bedroht ist oder Fragen zu diesem Thema hat, kann sich an die AG Wildbienen des DBIB wenden. Kontakt: bienenbleiben(at)berufsimker.de
  • Handreichung des DBIB zur Honigbienen-Wildbienen-Konkurrenz
  • Literaturtipp: Eine aktuelle Meta-Studie über die wissenschaftlichen Daten und Untersuchungen zu dem Thema gibt es von Robert Brodschneider und Kristina Gratzer, Institut für Biologie der Universität Graz:
    Schweizer Bienenzeitung, Konkurrenz durch die Imkerei
    Originalstudie: Gratzer, K. & Brodschneider, R. (2023): Die Konkurrenz von Honigbienen und Wildbienen im kritischen Kontext und Lektionen für den deutschsprachigen Raum. Entomologica Austriaca 30: 247285

05.02.2024 /3.800 Zeichen
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