Berufsimkereien unterstützen neues Forschungsprojekt der Ernährungsindustrie
Burglauer, 3. Juli 2021 | DBIB Pressemeldung
Honig gehört zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln weltweit. Bisher werden innerhalb von kurzer Zeit Verfälschungen derart angepasst, dass sie mit den derzeit gängigen Analysen nicht mehr oder nur sehr schwer nachgewiesen werden können.
Deshalb hat der Deutsche Berufs und Erwerbs Imker Bund (DBIB) zusammen mit dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie e. V. (FEI) ein neues Forschungsprojekt zum Nachweis der Authentizität von Honig gestartet, das mit Massenspektrometrie arbeiten wird.
Annette Seehaus-Arnold, DBIB Präsidentin, erklärt dazu: „Bei der Reifung werden dem Honig von den Bienen besondere, bienentypische Enzyme zugesetzt. In diesem neuen Forschungsprojekt werden Profile dieser natürlichen Enzyme erfasst.“ Die im DBIB zusammengeschlossenen Imkerinnen und Imker stellen für dieses Forschungsprojekt die notwendige Auswahl an verschiedenen Blütenhonigen von verschiedenen Bienenrassen zur Verfügung. Ziel des Projektes ist es mit Hilfe der großen Probenauswahl, eine umfangreiche Referenzliste der nur in reinem Honig natürlicherweise vorkommenden Enzyme zu erstellen.
Dadurch wird es zukünftig sehr kostenaufwendig und schwierig werden, Honige weiterhin zu verfälschen, da die in naturbelassenem Honig vorkommenden Enzyme und ihre speziellen, sogenannten „Proteinmarker“ als künstlich erstellte Zusätze für verfälschte Honige sehr schwer im Industrielabor nachzubauen sind.
Der DBIB hat das Projekt zusammen mit dem Forschungskreis der Ernährungsindustrie ins Leben gerufen. Dank der Unterstützung des DBIB vor allem durch die vielen zur Verfügung gestellten Honig- und Bienenproben der DBIB Mitglieder wird für die Honiglabore als Ergebnis dieses Forschungsprojektes eine Referenzliste erstellt, anhand derer Honigverfälschungen zukünftig leichter nachgewiesen werden können. Der Berufsverband DBIB übernimmt damit nicht nur Verantwortung für die hochwertigen, unverfälschten Produkte seine eigenen Mitglieder, sondern schützt vor allem auch die Verbraucherinnen und Verbraucher davor verfälschten Honig im Supermarkt angeboten zu bekommen und ihn zu kaufen, ohne einen Hinweis auf die enthaltenen unnatürlichen Inhaltsstoffe zu erhalten.
Wie einfach und günstig es sein kann Produkte zur Honigverfälschung zu kaufen zeigt folgende Recherche des DBIB: auf dem chinesischen Internetportal Alibaba fanden wir im Sortiment der Firma Hangzhou Focus Corporation (https://hzfocus.en.alibaba.com), die u.a. Nestle, Kraft oder Unilever als Handelspartner angibt, ein Angebot für: „Fructose Syrup for Honey (BS SMR TMR C3 C4 C13 test pass F55)“ mit einem aktuellen Preis von 11 Cent pro kg. Und es wird in der Produktbezeichnung gleich mit angegeben welche Honig-Echtheitstests dieser Sirup besteht, denn er kommt nach Angaben des Herstellers an den Tests BS, SMR, TMR, C3, C4, C13 und F55 unbemerkt vorbei! Der DBIB hat diese Informationen bereits an Interpol und Europol weitergegeben.
Sobald also die Ergebnisse des aktuellen Honig-Forschungsprojektes mit der bisher nicht in großem Stil genutzten Massenspektrometrie vorliegen, wird es sehr kostenintensiv werden, Honige zu verfälschen und gepanschten Honig zu Dumpingpreisen nach Deutschland zu importieren. Zur Zeit wird Honig im Großhandel zum Preis von 1,25 € pro Kilo als Fassware überwiegend aus China und Südamerika importiert.
Zum Preisvergleich: in Deutschland summieren sich die reinen Herstellungskosten für naturbelassenen Honig in Jahren mit einer normalen Honigernte auf mindestens 7 bis 8 € pro kg. Hinzu kommen dann noch die Kosten für die Lagerung, das Abfüllen, den Vertrieb und der Gewinnaufschlag des Handels. Würde man den Preis für unverfälschten, wahrhaftig deutschen Honig nach dem Fairtrade Schema kalkulieren, dann müsste der Preis für ein 500 gr-Glas bei mindestens 15 € liegen.
Zusätzlich erschwerend für die deutschen Berufsimkerinnen und Berufsimker beim Preiswettbewerb in den deutschen Supermarktregalen ist die Tatsache, dass die Berufskolleginnen und -kollegen in vielen anderen EU-Ländern auf berufliche Investitionen, die sie tätigen, teilweise bis zu 70 % staatliche Förderung erhalten.
Annette Seehaus-Arnold, DBIB Präsidentin, stellt dazu klar: „Hier sehen wir vom DBIB einen klaren Wettbewerbsnachteil im Vergleich mit den Kolleginnen und Kollegen in anderen EU-Mitgliedsstaaten. Die staatlich unterstützten Berufsimkerinnen und Berufsimker anderer EU-Staaten können dadurch wesentlich günstigeren Honig auf den Markt bringen.“
Weiterführende Information
Forschungskreis der Ernährungsindustrie e. V. (FEI): www.fei-bonn.de
Projektbeschreibung auf www.fei-bonn.de/gefoerderte-projekte/projektdatenbank/aif-21505-n.projekt